Cannabis auf Rezept: 10 Wichtige Tipps für den Einstieg (2025 Update)
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Cannabis auf Rezept wird in Deutschland immer häufiger verordnet – vor allem bei chronischen Schmerzen, Multipler Sklerose, Spastiken, Appetitverlust oder Übelkeit unter laufender Therapie. Wenn du dich auf deine erste Cannabistherapie vorbereitest, hilft dir dieser Leitfaden mit den 10 wichtigsten Tipps: Voraussetzungen, Arzt finden, Kostenübernahme durch die Krankenkasse, Dosierung, Nebenwirkungen, Rechtliches, Verabreichungsformen und mehr. (Aktualisiert: 01/2025, laufend gepflegt)

1. Voraussetzungen für ein Rezept
Ein Cannabis-Rezept kommt in Betracht, wenn eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt und Standardtherapien nicht ausreichend wirksam waren oder unzumutbare Nebenwirkungen hatten. Ärztinnen/Ärzte jeder Fachrichtung dürfen verordnen; in der Praxis sind Schmerztherapie, Neurologie und Palliativmedizin besonders erfahren.
2. Arzt finden (Hausarzt, Facharzt, Telemedizin)
Nicht jede Praxis verordnet medizinisches Cannabis. So erhöhst du deine Chancen:
- Spezialisierte Cannabis-Ärzt:innen oder Telemedizin-Plattformen recherchieren.
- Fachärzt:innen in Schmerzmedizin, Neurologie, Palliativmedizin anfragen.
- Vorhandene Befunde, Therapieversuche und Nebenwirkungen dokumentiert mitbringen.
Gute Vorbereitung (Symptome, Ziele, Risiken) signalisiert Compliance – ein Pluspunkt für die Verordnung.
3. Kostenübernahme: Antrag bei der Krankenkasse
Die Kosten für medizinisches Cannabis übernehmen gesetzliche Krankenkassen nur nach vorheriger Genehmigung. Der Antrag enthält idealerweise:
- Diagnose mit Schweregrad, bisherige erfolglose Therapien, dokumentierte Nebenwirkungen
- Begründung, warum Cannabis voraussichtlich hilft (z. B. Schmerzreduktion, Spastik, Appetit)
- Fachärztliche Stellungnahme inkl. geplanter Darreichungsform und Zielwerte
Fristen: Offiziell 3 Wochen (mit MD-Gutachten 5 Wochen). Real kann es länger dauern – freundlich nachfassen hilft.
4. Produkte & Verabreichungsformen
Medizinisches Cannabis gibt es in verschiedenen Darreichungen und THC/CBD-Profilen – die Auswahl beeinflusst Wirkeintritt, -dauer und Nebenwirkungsrisiko.
- Blüten (zum Verdampfen via Vaporizer): schneller Wirkeintritt, gut titrierbar.
- Öle & Extrakte (oral): längere Wirkdauer, langsamerer Beginn; leichter zu standardisieren.
- Kapseln/Tabletten: definierte Dosis, hohe Reproduzierbarkeit.
Neu 2025: Mehr Apotheken führen standardisierte Produkte mit festem THC-/CBD-Gehalt – Dosierung & Dokumentation werden einfacher.

5. Dosierung: Start low, go slow
Die Cannabis Dosierung ist individuell. Bewährt hat sich:
- Niedrig beginnen (geringe THC-Menge / ausgewogenes CBD:THC)
- Langsam steigern (alle 2–3 Tage nach Verträglichkeit erhöhen)
- Protokoll führen (Symptome, Dosis, Nebenwirkungen, Alltagsfunktionen)
Mit deinem Arzt definierst du Therapieziele (z. B. Schmerz ↓30 %, Spastik ↓, Schlaf ↑) und passt Dosis/Produkt darauf an.
6. Nebenwirkungen & Sicherheit
- Häufig: Schwindel, Müdigkeit, Mundtrockenheit, gelegentlich Übelkeit oder Appetitveränderungen.
- Bei starker Beeinträchtigung: Dosis reduzieren und Ärzt:in kontaktieren.
- THC kann Reaktionsfähigkeit mindern – v. a. zu Therapiebeginn/bei Dosissteigerung.
7. Wechselwirkungen mit Medikamenten
Cannabis kann mit anderen Arzneien interagieren (Stichwort Leberenzyme). Darum:
- Alle Medikamente/Präparate (auch OTC & pflanzlich) offenlegen.
- Bei neuer Medikation oder Dosiswechsel: ärztlich absprechen.
8. Rechtliches (Reisen, Fahren, Nachweise)
- Nachweis dabeihaben (Rezept/Arztbescheinigung) – v. a. bei Kontrollen.
- Reisen: EU-weit teils mit Sondergenehmigung; außerhalb der EU häufig nicht erlaubt → vorher Rechtslage prüfen.
- Fahren: Auch mit Rezept gilt: nicht fahren, wenn du dich beeinträchtigt fühlst.

9. Aufbewahrung & Dokumentation
- Kindersicher, kühl, trocken lagern; direkte Sonne vermeiden.
- Verfallsdatum und Packungsangaben beachten.
- Therapietagebuch führen (Dosis, Einnahmezeit, Wirkung, Nebenwirkungen) – hilft bei Feineinstellung & Kassenverlängerung.

10. Langfristige Therapieplanung & Kosten
Erfolg bedeutet regelmäßige Verlaufskontrolle (Wirksamkeit, Nebenwirkungen, Alltagsziele). Dosis/Produkt werden nach Bedarf angepasst.
Kosten & Erstattung
Versicherung | Übernahme | Hinweise |
---|---|---|
Gesetzlich | möglich nach Genehmigung | Einzelfallprüfung; vollständige Unterlagen erhöhen Chance |
Privat | tarifabhängig | vorab schriftliche Leistungszusage einholen |
Selbstzahler | – | Richtwert Blüten/Extrakte: ca. 8–25 € pro Gramm (Apothekenpreis) |
Bezug & Verfügbarkeit
- Apotheken mit Cannabis-Lizenz (lokal oder Versand)
- Online-Vorbestellung mit Rezept möglich (Apotheke wählen, Verfügbarkeit anfragen)
FAQ – Häufige Fragen zu „Cannabis auf Rezept“
Wie lange dauert es bis zum Rezept?
Je nach Arztterminen und Kassenentscheidung meist 4–8 Wochen.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
Möglich nach Genehmigung; die Entscheidung ist eine Einzelfallprüfung und kann abgelehnt werden.
Welche Darreichungsformen gibt es?
Blüten (Vaporizer), Öle/Extrakte (oral), Kapseln/Tabletten. Auswahl nach Symptomatik & Ärzt:in.
Reisen mit Rezept – geht das?
In der EU teils mit Sondergenehmigung, außerhalb der EU oft nicht möglich. Vorab die Rechtslage prüfen.
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